Sicherlich hast du in deinem Umfeld auch mit älteren Menschen zu tun und sei es nur in deiner Verwandtschaft, bei denen dir schon mal der Gedanke kam: Hoffentlich werde ich nie wie Tante… oder Opa … und du bist froh, wenn diese Begegnungen mit ihnen nur selten und dann aber auch bitteschön möglichst kurz sind.

Oder es geht dir so, dass du dich schon wieder tagelang darauf freust, wieder einmal Oma … zu besuchen. Du bist gerne in ihrer Nähe und genießt ihre Gesellschaft. Du hast das Gefühl, die Uhr dreht sich bei ihr immer etwas schneller.

Warum ist das so? Natürlich kann es viele unterschiedliche Gründe dafür geben.

Vielleicht kann es aber auch sein, dass die einen an der Last des Lebens bitter wurden, hart, unversöhnlich und unnachgiebig. Und das strahlen sie auch aus. Man ist nicht gerne in ihrer Gegenwart.

Und bei den anderen hat es den Anschein, dass sie, trotz der Last des Lebens es dennoch geschafft haben dankbar, liebevoll und auch froh zu bleiben.

Aber, warum ist das so? Es hat den Anschein, als ob sie Wege gefunden haben, versöhnt zu leben; versöhnt mit ihrem Leben, ihrem Schicksal, ihren Mitmenschen, versöhnt mit sich selbst und versöhnt mit dem Sohn selbst.

Versöhnt mit dem Sohn selbst? Ja, ver-SÖHN-t mit dem Sohn selbst, Gottes Sohn!  

Ich glaube zutiefst, dass wir zu solch einem Leben nur finden, wenn wir vorher den Sohn, Jesus Christus, gefunden haben, Gottes Sohn. ER ist das Zentrum aller Vergebung und Versöhnung. Wenn du dich nach einem Leben sehnst, indem du als Versöhnte/erleben kannst, führt kein Weg an Jesus vorbei, sondern jeder Weg unweigerlich zu ihm hin. Das ist zutiefst meine Überzeugung und Erfahrung.

Was ist Vergebung und Versöhnung?

Was können wir nun unter Vergebung und Versöhnung verstehen?

Vergeben heißt, dass man eine berechtigte Anklage und Strafe für begangene Schuld erlassen bekommt oder selbst erlässt.

Vergeben bedeutet auch, dass ich von der anderen Person, an der ich schuldig geworden bin, freigegeben werde bzw. ich entlasse sie aus meinen Anschuldigungen. Vergebung geschieht in zwei Richtungen.

Schuld wird durch die 10 Gebote definiert. Ich werde schuldig, wenn ich eines der 10 Gebote übertrete. Dies beinhaltet zum einem durch das 1. Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“, meine Gottesbeziehung, ob ich mit Gott lebe oder nicht. Und zum anderen durch die anderen Gebote zu meinen Mitmenschen, „Du sollst nicht lügen“, „Du sollst nicht stehlen!“ usw.

Vergebung ist ein sehr zentrales Thema. Jesus Christus hat dies im Vater unser aufgenommen: „Vergib unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Ganz besonders wird dies auch in Mt. 18, 21 deutlich, wo Jesus gefragt wird, wie oft man vergeben soll. Er antwortet: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ Gekoppelt sind fast immer die Aussagen von Jesus, dass wenn wir Vergebung erfahren, auch anderen vergeben sollen. Hier könnte man noch viel dazu sagen, aber erstmal soweit.

Wobei mir hier noch eines wichtig ist: Vergebung ist nicht nur dann notwendig, wenn an mir gesündigt wurde, sondern auch dann, wenn ich das Gefühl habe verletzt worden zu sein. Dies ist ein Unterschied. Nicht immer, wenn ich mich verletzt fühle, wurde an mir gesündigt. Warum sage ich dies? Wir sind alle anders gestrickt und haben eine ganz andere Historie. So mancher ist viel schneller als der andere verletzt. Aber dies ist hier egal, wenn man verletzt ist, dann ist dies für den Betreffenden real und er sollte den Weg der Vergebung gehen.

Wahre Vergebung ist alleine durch den Opfertod Jesus Christus möglich. Allein durch den Kreuzestod von Jesus Christus können wir Vergebung empfangen bzw. können vergeben. Jesus Christus, der Sohn wurde zum Sühneopfer für die ganze Menschheit. Wir erleben allein aus Gnade die Vergebung unserer Schuld und können dies auf Grund dieser Basis auch vergeben.

Was ist nun Versöhnung? Versöhnung geht einen Schritt weiter und kommt nach und mit der Vergebung. Sie meint die Wiederherstellung der Beziehung zwischen zwei Personen, die sich ein- oder beiderseitig verletzt haben und ggfs. auch schuldig wurden und infolge ablehnend oder feindlich zueinanderstanden. Man vergibt und stellt die Beziehung zueinander wieder her. D.h. eine vorhergehende Vergebung ist notwendig, um überhaupt eine Versöhnung zu ermöglichen. Das dies Zeit braucht ist klar. Das Vertrauen muss wachsen.

Die Versöhnung ist das eigentliche Ziel der Vergebung. Ich sage jetzt auch einfach mal: Die Vergebung ist Mittel zum Zweck. Die Vergebung ist der Weg. Die Versöhnung und die gemeinsame Zukunft zwischen zwei Parteien ist das eigentliche Ziel! Wir sollen in versöhnten Beziehungen leben!

Wobei ich auch hier einschieben muss, dass es nach einer starken Verletzung oder Schuld auch sein kann, dass keine Beziehung zwischen den Parteien möglich und auch ratsam ist. Vergebung ja, Wiederherstellung einer Beziehung nein, nicht um jeden Preis. Dazu später mehr.

Wir möchten nun gerne 3 Bereiche anschauen, wo Vergebung und Versöhnung stattfinden kann ….

1. Versöhnung mit Gott

Der wichtigste Bereich ist die Versöhnung mit Gott selbst.

Rö. 3,23 - 25: „Alle sind schuldig geworden und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat. Um unsere Schuld zu sühnen, hat Gott seinen Sohn am Kreuz vor aller Welt sterben lassen.“

Grundsätzlich ist der Mensch nicht versöhnt mit Gott, da Schuld zwischen Gott und dem Menschen steht. Es gibt kein Mensch, der nicht schuldig geworden ist. Insbesondere, dass der Mensch fern ab von Gott lebt und nach eigenem Belieben leben möchte. Aber Gott sucht die Menschen, möchte die Beziehung zu uns. Trotz unseres Widerstands und unsere Sünde, liebt er uns. In seiner Liebe und Gnade wurde Gott Mensch in seinem Sohn Jesus Christus. Durch seinen Tod haben wir Menschen die Möglichkeit zu Gott zurückzukehren, weil unsere Schuld am Kreuz gesühnt wurde. Er hat selbst die Versöhnung geschaffen. Wir bekommen die Vergebung unserer Gottesferne und unserer Schuld und dürfen in eine Beziehung zu unserem Schöpfer eintreten.

2. Versöhnung mit sich selbst

Versöhnung führt in Beziehung, haben wir gehört.

Aber wie sieht es aus mit der Beziehung zu uns selbst? Wenn wir sauer auf uns sind oder enttäuscht, weil wir den gleichen Fehler schon wieder gemacht haben? Wenn wir wieder unsere Kinder angeschrien haben? Wenn wir wieder unserer Mitarbeiterin einen Blick zu viel nachgeworfen haben?  Wenn unser Spiegelbild uns nicht freundlich und wohlwollend ansieht, sondern verurteilend? Wenn mein Spiegelbild nicht dazu dient Freudensprünge zu machen oder dem vermeintlichen Ideal entspricht? Oder, oder, oder?  Was dann?

Schließlich können wir uns selber nicht aus dem Weg gehen. Wir können nicht sagen:“ Oh ich tue mir selber nicht gut. Ich will nichts mehr mit mir zu tun haben.“ Überall, wo ich bin, nehme ich mein ICH mit hin.

Die Folge können Selbstzweifel, Probleme mit der Selbstannahme bis hin zum Selbsthass sein.

Heißt das, dass der Weg zu einer guten Beziehung zu mir selbst auch über Vergebung und Versöhnung geht? Ja, ganz genau! Jesus Christus ist für meine Schuld, mein Versagen, mein Unvermögen, meine Untreue, mein Scheitern, meine Selbstanklage gestorben. ER hat den Preis bezahlt ein für alle Mal!

Das heißt, ich brauche mich nicht länger selbst bestrafen, denn der Schuldbrief, der gegen mich stand ist zerrissen! Die Schuld bezahlt.

Ich darf mir selber vergeben, weil mir vergeben wurde. Ich darf mich selber annehmen so wie ich bin, denn ich wurde angenommen mit meinem ganzen Sosein! Ich wurde geliebt, als ich noch voller Schuld und Sünde war. Und durch Jesus wurde ich Nachhause geliebt.

Ich darf barmherzig und liebevoll mit mir umgehen, weil Gott selbst barmherzig und liebevoll mit mir umgeht. ER hat sein großes JA über meinem Leben ausgesprochen, was mich dazu befähigt auch selber JA zu mir zu sagen. Lies doch dazu mal Psalm 139! Ich darf mich aus meinem Gefängnis der Selbstverdammnis entlassen, weil der Schuldbrief zerrissen ist. Ich darf mich aus der Selbstanklage freilassen!  Ich darf in ein Leben als Befreite eintreten zu dem Jesus mich befreit hat.

Rö.8,1: „So gibt es nun kein Verdammungsurteil mehr für die, die ganz mit Jesus Christus verbunden sind.“

Ist das nicht eine wunderbare Nachricht? Ich darf mir selber die Hand reichen, Vergebung aussprechen und mich mit mir selber versöhnen, weil es keine Anklageschrift mehr gegen mich gibt, denn Jesus hat den Preis für mich bezahlt.

Das führt mich in einen heilsamen Aussöhnungsprozess mit mir selber, indem ich Gottes JA über meinem Leben Raum gebe und einen neuen versöhnlichen Umgang mit mir einübe.

Es muss nicht so bleiben, wie es ist!

Veränderung ist möglich, auch in der Beziehung zu mir selbst. Es muss nicht so bleiben wie es ist! Ich bin kein Opfer meiner Umstände, sondern darf Gestalter sein. Veränderung ist möglich!

Aber wie kann ein versöhnlicher Umgang mit mir selber aussehen?

Ich würde es mal Seelenhygiene nennen.

Hier ein paar Ideen dazu:

  • mich als bedingungslos Geliebte wissen
  • barmherzig und geduldig mit mir selber sein
  • meine eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und gut für mich sorgen. Man nennt das auch Selbstfürsorge
  • ein Lebensstil der Dankbarkeit einüben
  • eigene Grenzen annehmen
  • sich herausfordern aber nicht überfordern
  • Schuld beim Namen nennen und um Vergebung bitten, sowie selber vergeben
  • in der Nähe Gottes bleiben

Ich erhebe hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Du kannst meine Vorschläge nach Belieben mit deinen eigenen, dir wichtigen Punkten ergänzen.

3. Versöhnung mit seinen Mitmenschen

Der dritte Bereich ist die Vergebung und Versöhnung mit seinen Mitmenschen. Wie am Anfang der Predigt schon geschildert, liegt es Gott sehr am Herzen, dass wir unseren Mitmenschen vergeben und versuchen in versöhnten Beziehungen zu leben. Jesus Christus hat unsere Vergebung daran gekoppelt, dass wir auch vergeben und Vergebung annehmen.

In unserer Beratung ist immer wieder ein sehr großes Thema, unsere Mutter- und Vaterwunde. Was meinen wir damit? Wir leben in einer Welt voller Menschen, die unvollkommen sind und selbst ihre Historie von Verletzungen haben. D.h. auch die besten Eltern verletzen ihre Kinder. Wir alle tragen unsere Wunden aus unserer Kindheit. Der eine weniger, der andere mehr. Auch hier gilt in der Aufarbeitung diese Wunden zu vergeben und sich wenn möglich auszusöhnen. Dies ist nicht immer ganz einfach, aber sehr wichtig.

Dazu ist evt. auch eine Beratung oder ein Seelsorgeseminar gut.

Wir denken momentan an, dass wir im Laufe des kommenden Jahres ein solches Seminar anbieten werden.

Wir möchten aber an dieser Stelle auch ganz praktisch werden, wie wir in versöhntes Leben leben können und möchten uns an einer Ausführung zum Thema Vergebung und Versöhnung von Bill Hybels in seinem Buch „Einfach“ anlehnen, die uns sehr angesprochen hat.

Er spricht in seinem Buch über 3 Kategorien, die wir zu vergeben haben und eine Versöhnung möglich ist. Diese möchte ich nun folgend anführen:

3.1 Kleinere Vergehen abhaken

Die erste Ebene ist die der kleineren Vergehen und Verletzungen: Fühlst Du Dich häufig von kleineren Dingen verletzt? Machst Du häufig aus einer Mücke einen Elefanten? Bist Du schnell beleidigt? Bist Du nachtragend? Brühtest Du häufig und lange über verletzende Situationen, die Dir Kraft und Zeit rauben?

Ehrlich gesagt, liegt dieses Problem dann eher bei uns als bei unseren Mitmenschen. Du bist zu leicht verletzt.

Was mir hier immer wieder hilft – ich arbeite ja noch dran – ist, dass ich recht schnell den Personen vergebe, die mich in meiner Überempfindlichkeit verletzt haben. Ich lasse los und bete: Vater, vergib mir. Vergib mir, dass ich mich so leicht provozieren lasse und so schnell beleidigt bin. Das muss aufhören.“ Ich nenne dies auch immer wieder Seelenhygiene, wie schon Chrissy es eben angesprochen hat.

Wenn Du spürst, dass Du wegen Kleinigkeiten schnell beleidigt bist, solltest Du weiter Gott bitten, Dir seine Sicht der Dinge zu zeigen. Gewöhne Dir an, Dich selbst zu fragen: „Ist diese Sache es wirklich wert, dass ich meine Kraft daran verschwende und mich darüber aufrege?“

Wenn Du Dich schon immer schnell über eine Person aufgeregt hast, dann musst Du vielleicht auch an der Beziehung arbeiten. Evt. gehe auf denjenigen zu, der unter Deiner leicht erregbaren Natur zu leiden hat, und sage ihm: „Ich weiß, ich war immer sehr schnell auf der Palme. Aber ich habe jetzt erkannt, dass es eigentlich nur Kleinigkeiten waren. Kleine Unebenheiten. Kinderkram. Und es tut mir leid. Kannst du mir vergeben?“

Kommen wir zur 2. Kategorie

3.2 Berechtigte Verletzungen überwinden

Vergehen der Kategorie 2 sind komplexer. Es sind nicht länger unbedeutende Ärgernisse; sie verursachen berechtige Verletzungen, die heilen müssen und angegangen werden wollen. An mir wurde gesündigt. Sie sind die Folge davon, dass wir in einer Welt leben, in der das Böse allgegenwärtig ist. Wir reagieren hier so oft drauf, dass wir Gerechtigkeit verlangen. Wir sind unschuldig, der andere hat Unrecht getan. Wenn wir unsere Energie darauf konzentrieren, Vergeltung zu bekommen, macht das das Leben nicht leichter, wir bekommen letztendlich keinen Frieden für uns und in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. Vergebung ist kein leichter Prozess. Vergebung ist unter Umständen auch nicht von jetzt auf gleich möglich. Wie kann dies konkret aussehen? Jesus hat uns in Mt. 18,15-17 klare Hilfen gegeben, wie wir dies angehen können!

Bill Hybels spricht hier von fünf Prinzipien für versöhnte Beziehungen. Was ist damit gemeint?

1. Geh.

In Mt. 18,15 sagt Jesus: „Wenn dein Bruder Schuld auf sich geladen hat, dann geh zu ihm und sag ihm was er falsch gemacht hat.“ Wenn Du verletzt wurdest oder es in einer Beziehung zu Spannungen kommt oder irgendeine Krise es gibt, dann sagt Jesus: Geh. Mach den ersten Schritt. Geh zu der betreffenden Person und spreche die Sache an.

2. Geh allein.

Jesus fügt außerdem noch hinzu: „Geh allein.“ Halte vorher keine Teambesprechung ab. Rufe nicht vorher Freunde an und erzähle ihnen, was der Andere Schlimme getan hat. Es passiert nur zu häufig, dass Menschen, deren Vertrauen z.B. missbraucht wurde oder über die geredet wurde, zu allen möglichen anderen Leuten gehen, um ihnen von dem Vertrauensbruch zu erzählen – und damit genau das Gleiche tun, was ihnen angetan wurde.

3. Geh in der Absicht, dich zu versöhnen.

Mit Jesu Anweisung, allein zu jemanden hinzugehen, der uns verletzt hat, hat Jesus ein bestimmtes Ziel im Kopf: Versöhnung. Jesus sagt: „Wenn er auf dich hört, hast Unverdienterweise – Die Kunst der Vergebung 5 du deinen Bruder zurückgewonnen!“. Wenn Du zu jemand gehst, der Dich verletzt hat, dann tue dies in der Absicht, Dich zu versöhnen. Wenn ich nicht diese Absicht habe, sondern nur mich rächen möchte, indem ich den anderen anklage, dann folgt Trennung und die Angelegenheit kommt nicht wieder in Ordnung. Unser Ziel sollte aber primär die Versöhnung sein.

4. Geh jetzt.

In der Bergpredigt fordert Jesus die Menschen auf, sich zuerst zu versöhnen bevor sie Opfer bringen. Dies zeigt auf, wie wichtig es ist, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu bereinigen. Geh so schnell wie möglich. Es ist auch für Dich persönlich wichtig, die Angelegenheit anzugehen und nicht mit Dir rumzutragen.

5. Lass los.

Manchmal haben wir allerdings alles richtig gemacht. Ich bin losgegangen, alleine, mit der Absicht zur Versöhnung, und zwar sofort – aber der andere will sich nicht versöhnen. Vielleicht sieht er noch nicht mal sein Verschulden ein. Wenn nicht – wenn der andere darauf versessen ist, an seinem Groll festzuhalten -, hast Du den Freispruch aus Römer 12, 18 auf Deiner Seite: „Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden.“ Wenn die Person, die Dir Unrecht getan hat, es sich je anders überlegen sollte, dann sei dafür offen. Aber bis dahin vergebe und lass einfach los. Lebe Dein Leben weiter. Tritt den Schuldschein an Gott ab.

Umgekehrt heißt dies natürlich auch, dass wenn jemand zu Dir kommt und Dich wegen einer Verletzung oder Schuld anspricht, dann nehme die Vergebung an und versöhne Dich mit dem Anderen, soweit es Dir möglich ist.

Kommen wir zur 3. Kategorie!

3.3 Himmelschreiende Ungerechtigkeiten vergeben

Bei einem Unrecht der Kategorie 3 handelt es sich um eine erschütternde Ungerechtigkeit. Wir haben es hier mit Tragödien zu tun, die das Leben für immer in andere Bahnen lenkt. Dies könnte ein schwerer Unfall sein, an dem man nicht schuld ist und für immer gesundheitlich eingeschränkt ist. Dies könnte Missbrauch in der Kindheit. Dies könnte Mord sein usw. Also wirklich heftige Sachen, traumatische Erlebnisse.

Rein menschlich gesehen, haben wir das ganz Recht auf unserer Seite und kein Mensch würde von einem fordern, dass man den Tätern vergibt. Und dennoch tragen wir daran und wir können es nicht loslassen und frei werden, wenn wir nicht vergeben können. Nicht unbedingt gleich, aber evt. nach einer gewissen Zeit, um unsertwillen. Das Unrecht wird dadurch nicht gut, aber es kann uns nicht weiter quälen, hat die Macht über uns verloren.

Es gibt zahlreiche Beispiele, wo Menschen vergeben, die Schweres erleben mussten. In youtube gibt es zahlreiche Beispiele, wo tatsächlich Menschen direkt im Gerichtszahl den Mördern von Familienangehörigen vergeben haben.

Vergebung der Kategorie 3 braucht aber nicht unbedingt zu bedeuten, sich mit seinem Täter konfrontieren zu müssen oder ihn auch noch in dem Arm nehmen zu müssen, aber sehr wohl, auch diesen Schuldschein, mit diesem zu Himmel schreibenden Unrecht, an Gott abzutreten. Und dies nicht, damit er frei wird, sondern damit Du selber frei wirst und Dein Herz Frieden finden kann. Vergebung ist Prozess, und jeder von uns, dem ein solches Unrecht der Kategorie 3 widerfahren ist, kann sich für diesen schwierigen, aber besseren Umgang mit Unrecht entscheiden. Verletzungen der Kategorie 3 zu vergeben ist komplex und schwierig. Es gibt keine einfache Lösung, damit man schneller ans Ziel kommt.

Hier würden wir auch unbedingt empfehlen, die professionelle Hilfe zu suchen.

Schluss

Kommen wir zum Schluss:

Wie willst Du alt werden? Dies war die Anfangsfrage unserer Predigt.

Gott hat in seinem Sohn Jesus Christus die Basis zur Vergebung und Versöhnung geschaffen. Die Vergebung hat das Ziel in versöhnte Beziehungen zu leben:

    1. Versöhnung mit Gott
    2. Versöhnung mit sich selbst
    3. Versöhnung mit seinen Mitmenschen

Predigt vom 27.06.2021 im Christlichen Zentrum Darmstadt von Christiane und Matthias Umbach